Welche Marken konnten die Jury in diesem Jahr begeistern? Was werde ich in diesem Jahr an Inspiration mitnehmen? Und wen werde ich auf der Aftershow Party treffen?
Ich war auf den Abend sehr gespannt und bin also voller Vorfreude am Dienstag Mittag losgefahren. Doch leider erwies sich der Trip nach Düsseldorf als eine Tortur. Pünktlich aus dem Meeting raus und ab ins Auto zum Flughafen. Mein Enthusiasmus wurde aber jäh gestoppt. Stau! 20 Minuten, Halbe Stunde, Dreiviertel Stunde… Oh mein Gott, der Flieger! Ich habe mich schon mal darauf eingestellt, dass es wohl nichts mehr wird – mit mir und dem Marken Award. Ich hatte es doch tatsächlich gerade so zum Boarding geschafft und was passiert? Das Boarding verschiebt sich um weitere 45 Minuten. Endlich drin im Flieger – weiter geht die Zitterpartie. Denn was erzählt da der Pilot? „Er will sich beeilen, da es in Düsseldorf Unwetter gibt und der Flughafen schließt.“ Naja. Was soll ich sagen. Nochmalige 30 Minuten in der Luft gekreiselt. Natürlich war der Flughafen geschlossen worden. Die Zeit rannte und ich auch. Schnell noch im Hotel einchecken und ab zur Location. Nach 6,5 Stunden war ich nun endlich in der Tonhalle Düsseldorf, eine halbe Stunde vor Beginn der Show angekommen. Noch schnell bekannte Gesichter suchen und ein bisschen Alkohol, dann konnte es los gehen:
Der Moderator betritt die Bühne! Aber Moment mal. Da kommt ja gar kein Moderatoren-Profi! Das ist doch Frank Dopheide, seines Zeichen Geschäftsführer vom Handelsblatt. Okay, Stimmung bringt er erstmal rein in den Laden. Und er verspricht leichte Bewegungsgymnastik für diesen Abend. In seiner Logik ist dies tosender Applaus, na dann wird es bestimmt lustig. Schnell noch die erste Reihe vorgestellt: Da sitzen Sven Hannawald, der Werbeguru Reinhard Springer, Henkel-CDO Rhamyn Kress, Designpapst Peter Schmitt , Tina Müller (Douglas-CEO), der Präsident des DMV Ralf Strauss und natürlich der Gastgeber – der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Eigentlich war wohl der Abend in der Tonhalle auch von David Garrett für ein Konzert angefragt, aber Düsseldorf steht wohl eher auf Marken anstatt auf Gefiel… Also fühlten wir uns alle geehrt, dass der Marken Award Vorrang hatte und die erste Bewegungsgymnastik wurde fällig…
Anlässlich der „60 Jahre Absatzwirtschaft“ bekam nicht nur der Marken Award ein neues Logo sondern auch die Veranstaltung ein neues Format.
„Heute sind alle Flachpaddler“
Zum Beispiel der „Talk of Legends“, mit Reinhard Springer, Peter Schmidt und Frank Dopheide. Eine lustige Runde alter Herren, die wohl zusammen ca. 200 Jahre waren. Ich habe es nicht nachgerechnet – aber bei Legenden wird das schon hin hauen.
Da wurde gesprochen über junge Kreative: „Heute sind alle Flachpaddler“ (Reinhard Springer). Damals war wohl noch mehr Tiefgang möglich, das Zeitalter der Kommunikation führt direkt zum Flachpaddeln. Springer und Jacobi hatte in den 80ern eine wie Springer sagte „Erfolgs-Miniwelle“ – das Privatfernsehen und er freute sich:„Wir konnten Filme machen ohne Ende“. Da wurde schon mal ein Bacardi Dreh für 3 Millionen Mark, nach dem Motto „come on over, have some fun“ umgesetzt. Das Motto der berühmt berüchtigten Werbung war dann auch gleich die Stimmung damals in der Agentur. Irgendwoher muss ja auch der Ruf der Werbefuzzies kommen, oder? Der Erfinder des Jil Sander Logos und des gleichnamigen Flacon, Peter Schmidt, ergänzte: „Damals hatte man 10 Tage Zeit um einen Buchstaben zu designen“. Schöne alte Zeiten, die sich der ein oder andere wahrscheinlich zurück wünscht.
Aber eine Sache fand ich doch sehr spannend. Reinhard Springers 4 F´s. Die kann man getrost von damals mit in die heutige Zeit nehmen: fokussieren, schön fabulieren, mit Friends Allianzen bilden und Freude an dem was du tust. Recht hat er! Amen.
„Hysterie, Mut und Verarsche“
Und hier noch ein paar weitere Take Aways:
Hysterie der Digitalisierung: „Wir müssen zurück zu dem was Freude macht- Technologie ist nur der Enabler“ (Rhamyn Kress)
Neues entstehen lassen: „Wir müssen Mut haben, auszuprobieren.“ (Tina Müller)
Sven Hannawald spricht über seine Markendehnung – eigentlich ist er aber immer noch ganz schön dünn!
Axel Dahm Sprecher Geschäftsführung Bitburger Gruppe „Markenversprechen ist wichtig und muss immer gehalten werden, auch bei Markendehnung“, „man kann den Kunden in einer Welt der totalen Transparenz nicht mehr verarschen“.
Was macht der Gewinner „Ritter Sport“ eigentlich richtig? „Wir hören zu, was die Verbraucher schreiben und denken nach, wie wir das für uns umsetzen können.“
Und zum Schluß die Ehrung der besten Markenpersönlichkeit: Udo Lindenberg! War leider nicht zugegen. Schade. Aber ein sehr schönes Filmchen mit ihm wurde gezeigt.
„Was für eine Marke!“
Nähert man sich der Markenpersönlichkeit von aussen, so begegnet einem Hut, Sonnenbrille und grüne Socken. Von innen: Unterhaltung mit Haltung, Lindenbergs Credo „ich mache mein Ding, egal was die anderen sagen.“ Und so startete die Panik City auf der Reeperbahn. Wie Udo sagte: „ein Raketenstart in das Udoversum“. Ach ja, ich weiß jetzt auch warum Udo leuchtgrüne Socken trägt: Die Leuchtfarben an den Füßen sorgen dafür, dass er mit Sonnenbrille im Dunkeln den Weg findet! Gratulation: „was für eine Marke!“.
Und so verging die Preisverleihung sehr kurzweilig. Einziger Wermutstropfen: Es gab keine Vorstellung der nominierten Cases und viel zu sehr zusammen gedampfte Gewinner-Filme. Schade, so hatte man keinen richtigen Einblick, warum nun gerade der Gewinner von der Jury gekürt wurde.
Der Vollständigkeit halber hier die Gewinner:
- Bester Marken Relaunch: FDP
- Beste Marken Dehnung : kerrygold Joghurt
- Bestes Marken Momentum: Ritter Sport Einhorn
- Beste Markenpersönlichkeit: Udo Lindenberg
Ach ja, für den Fall jemanden interessiert es, wen ich auf der Aftershow-Party getroffen habe? Das verrate ich nicht. 😉