„Gemeinsam mit meinem Team die Marke und damit den Erfolg des Unternehmens voran bringen“ ist und war schon immer mein Ziel als Marketingleiterin. Dann nehme ich auch gerne die Fahne in die Hand und laufe voran. Und wenn ich Glück habe, folgen mir alle.
Doch leider sieht die Realität anders aus. Nicht, dass man mir nicht folgen wollte. Es geht eher darum, alle entsprechend zu befähigen. Eben nicht im Tagesgeschäft gefangen zu sein, sondern sich auf die wichtigen zukunftsweisenden Themen zu konzentrieren. Dabei muss man immer „am Ball“ bleiben, das Wissen aktualisieren und auch die Chance haben mal was ausprobieren zu können. Und das alles kriegt eben auch nicht jeder mal einfach so hin im Team. Da geht es oft um zu viel Tagesgeschäft, zu viele vorhandenen Überstunden, unklare Zuständigkeiten, gefühlte Ungerechtigkeit im gemeinsamen Miteinander, Denkweise in Hierarchien.
Work work work work work.
All das ist nicht förderlich, um erfolgreich und effizient zu sein. Wo wir uns doch im real-time-marketing mit schnellen Entscheidungen, kurzen Reaktionszeiten und permanenter Korrespondenz zum Verbraucher befinden. Immer komplexer werdende Anforderungen an Kommunikation und Produktmanagement vereinfachen das Leben im Marketingoffice auch nicht gerade. Zu viele Abstimmungsprozesse, der Tag besteht fast nur aus Meetings, produktive Zeit nur mit zusätzlichen Stunden möglich. Es geht einfach nicht mehr so weiter. Die Standards in der Marketingorganisation haben ausgedient.
Genau dieser unzufrieden stellende Zustand ist der Grund, warum ich den Startschuss zum Neudenken gegeben und damit einen Prozess der Neuorganisation in meinen Teams in Gang gebracht habe. Wie können wir unsere Marketingpower besser nutzen? Wie wollen wir zukünftig gemeinsam zusammen arbeiten? Das sind die zentralen Fragestellungen denen wir nun gegenüberstehen.
V.U.C.A. ist nicht nur im gesellschaftlichen Kontext, sondern auch in unserer Arbeitswelt allgegenwertig.
Diese Abkürzung verfolgt mich seit geraumer Zeit. Und je tiefer ich einsteige, desto mehr beginne ich zu verstehen und zu begreifen. Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Diese 4 Faktoren beeinflussen unser heutiges Leben in allen Bereichen. Diese Rahmenbedingungen erfordern andere Job-Skills als noch vor 10 Jahren. Und wenn wir nicht beginnen, unsere Arbeitswelt darauf einzustellen, werden wir langfristig den Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Wir werden mehr Frustration, Fluktuation, Stresskrankheiten und Demotivation im Job erleben. Oder einfach Stillstand.
Doch wie begegne ich nun den neuen Rahmenbedingungen? Mit agilen Arbeitsmethoden? In einem Teamcoaching sprachen wir viel über Abgabe von Verantwortung aus dem Management und Übernahme von Verantwortung in den Teams und damit an jeden Einzelnen. Für mich als Vorgesetzte heißt es vor allem Abgabe von Kontrolle. Ich möchte nicht gleich von Kontrollverlust reden, schließlich sollte jeder die Ziele des Teams kennen und ist damit im Sinne der Zielerreichung kontrollierbar. Aber eben nicht mehr von mir, sondern vom Team selbst. Es müssen sich alle im Team bewußt machen, dass jeder Einzelne unterschiedlich arbeitet. Unterschiedliche Wege geht und dabei vielleicht auch mal Fehler macht. Gerade wenn man Neues ausprobiert. Also ist eine gute Fehlerkultur dringend notwendig. Es ist auch wichtig, dass das Team ein gemeinsames Verständnis des Miteinanders hat. Leitlinien und Ziele sollten einen Rahmen vorgeben. Innerhalb dieses Rahmens übernimmt das Team die Verantwortung. Meine Rolle ist dann die des Enablers, ich habe nicht mehr die Funktion der Kontrolle und des Anleitens. Eigenverantwortliches Handeln ist Aufgabe des Teams. Aber nicht jeder im Team kann von jetzt auf gleich auf eigenverantwortlich umstellen. War man es doch gewohnt, dass es klare Weisungen gab und die Entscheidung von „höhere Stelle“ getroffen wurden.
Planung und Kommunikation sind erfolgsentscheidend.
Die ersten Erkenntnisse aus unserem Coaching waren vor allem, dass wir unsere Planungs- und Kommunikationskultur ändern müssen. Viel Abstimmung und regelmäßige Kommunikation innerhalb der Teams, aber keine Mammut-Meetings. Projektplanung für ein paralleles Arbeiten der Teammitglieder in den Projekten. Aufzeigen der Projektfortschritte, wer woran arbeitet und wer wann Unterstützung braucht. Und nicht zu vergessen, die regelmäßigen Optimierungen im Sinne von Verbesserungen der Projektarbeit und Lessons Learned für zukünftige Projekte. Da wir bereits jetzt digital mit Projektplattformen ausgestattet sind, müssen wir nur noch lernen, diese ausschließlich zu nutzen. Nicht noch parallel Mails verschicken und eine zweite Ablage in Ordnern anlegen. Diese ganzen Änderungen sind jedoch echt hart. Ohne gemeinsamen Willen und Disziplin ist dieser Änderungsprozess nur schwer möglich. Sind wir doch alle „Gewohnheitstiere“ und es braucht seine Zeit, sich neue Gewohnheiten anzueignen. Ich habe großen Respekt vor diesen Herausforderungen. Dennoch bin ich der festen Überzeugung: wer nicht auf die sich immer schneller ändernden Bedingungen flexibel in einer Organisation reagieren kann, wird sich am Ende selbst im Weg stehen und nicht mehr erfolgreich agieren können.