Mit Werbung die richtige Botschaft senden.

Diese Situation, wenn dein Marketingherz anfängt zu bluten!

Ich fuhr wie jeden Montagmorgen gemütlich in Richtung Autobahn, als ich meinen Augen nicht traute. Da überholte mich doch eben ein Lieferwagen mit großer Werbeaufschrift. Beim flüchtigen Hinschauen eigentlich ein nettes Foto im 3D-Effekt auf dem Heck des Wagens. Aber irgendwie konnte ich meinem Blick nicht abwenden. Stand da doch wirklich ein, wenn überhaupt, 18-jähriges halb nacktes Mädchen mit schwarzen hochhackigen Schuhen nur umhüllt mit einem roten Tuch, welches ganz neckisch in der Tür klemmte. Skurriler wurde die Situation, als ich bemerkte, das Fotomodell war umrandet von mobilen Wäschewägen. Eigentlich war alles an dem Mädchen verdeckt, was verdeckt sein muss.  Mir kam unweigerlich der Gedanke: „naja, welchem Werbefuzzi ist denn hier die Fantasie durch gegangen“. (Sorry an alle seriös arbeitenden Werber und Werberinnen, euch meine ich nicht!) Wenn man das Motiv weiterdenkt, würde ja aufgrund der eingeklemmten Tuchecke das Mädchen sich beim Weiterlaufen vollends enthüllen. Echt jetzt? Sollte das der „Cliffhanger“ sein? Okay, bei mir hatte es ja funktioniert. Jedoch eher im negativen Sinne. Denn diese Textilreinigung werde ich auf keinen Fall beauftragen.

Dieses Motiv wollte mir partout nicht aus dem Kopf gehen.

Die Frage ist doch: Wieso macht eine Wäscherei Werbung mit einem halbnackten Teenager? Die Zielgruppe dem Alter nach kann es wohl nicht sein. Ich wüßte nämlich nicht, wer in diesem Alter eine Textilreinigung für Gardinen, Teppiche oder gar ein Wäsche-Leasing in Anspruch nehmen würde. 

Normalerweise bildet man ja entweder die angesprochene Zielgruppe selbst ab, oder einen Wunsch der Zielgruppe. So wie die Partnervermittlungen, welche immer gut aussehende hübsche Frauen oder Männer abbilden, die man sofort mit nach Hause nehmen würde. Aber wer bitte soll denn die Zielgruppe dieser Textilreinigung sein? An dieser Stelle kann sich jetzt jeder selbst weitere Gedanken machen, mich führt das nur zu gruseligen Konstellationen. 

Selbst wenn ich mal das Alter weglasse, und mir vorstelle, da wäre nun eine attraktive Mittvierzigerin abgebildet. Sollte dann aber nicht eher ein halb nackter attraktiver junger Mann als Modell dienen? Was zwar grundsätzlich der Zielgruppe entsprechen könnte, aber das Motiv nicht besser geeignet macht. Vielleicht sucht die Textilreinigung ja neue Mitarbeiter und gaukelt vor, dass hier nur attraktive halb nackte Damen arbeiten? Nein, ich verwerfe sofort diesen Gedanken.

Stilmittel müssen sinnvoll eingesetzt werden. Aufmerksamkeit zu jedem Preis ist keinesfalls empfehlenswert.

Sex sells.
Hauptsache Aufmerksamkeit erzeugen – sexistische Werbung

Welcher Insight konnte in diesem Fall die Ausgangslage für das kreative Sprungbrett sein? Was hat der Auftraggeber oder die Auftraggeberin mit der Werbebotschaft sagen wollen? 

Offensichtlich handelt es sich hier nicht um ein strategisch hergeleitetes Motiv aus einer Markenpositionierung heraus. Denn der Claim, welcher ebenfalls in Rot hervorgehoben war, hieß: „Nie zu schmutzig“. Na dann…

Ganz einfach weitersagen!

2 thoughts on “Mit Werbung die richtige Botschaft senden.”

  1. Hey meine Liebe! Danke für Deinen amüsanten Beitrag. Nun ja.. zum Thema Zielgruppe bei diesem Dienstleistungsangebot fallen mir aber irgendwie schon Männer ein.. wenn ich die Anzüge MEINES MANNES in der Reinigung abgebe, hängen da vornehmlich Herren-Business-Outfits..

    Aber mal abgesehen davon gebe ich DIR so Recht, was sexistische Werbung angeht. Ich selbst sehe immer mal wieder einen Transporter einer Estrich-Firma, die auf dem Heck über die gesamte Breite der Scheiben einen nur dürftig bedeckten Damenhintern haben.. mit dem Slogan: „Glatt und eben muss er sein…“
    Wenn überhaupt.. spricht das vielleicht andere Handwerker an, oder? *kopfschüttel*
    Grundsätzlich bin ich schon für freche Werbebotschaften.. aber das ist für mich echt ein Negativbeispiel.

    1. Hi Bea, danke für deinen Input. Werbung darf schon provozieren, aber eben nicht diskriminieren. Und die Herabsetzung der Frau auf ein Objekt in der Werbung gerade bei handwerklichen Betrieben ist einfach ein „no go“.

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